„Zusammenarbeit mit Seloca ist ein großer Schritt in Richtung Inklusion“

12. Dezember 2025
12. Dezember 2025 sysadmin

„Zusammenarbeit mit Seloca ist ein großer Schritt in Richtung Inklusion“

Seit 2021 arbeitet die Seloca GmbH in Rendsburg mit der Stiftung Drachensee aus Kiel zusammen. Menschen mit Behinderung arbeiten seit diesem Jahr vor Ort in Rendsburg und unterstützen in der Logistik bei zahlreichen Aufgaben. Für Gunnar Ehlers, Mitarbeiter der Stiftung Drachensee und verantwortlich für die Arbeitsgruppe, ist die Zusammenarbeit ein großer Schritt in Richtung Inklusion.

Herr Ehlers, was macht die Stiftung Drachensee – und welche Aufgabe haben Sie dort?

Die Stiftung Drachensee gibt es seit über 50 Jahren. Wir unterstützen mehr als 1000 Menschen mit körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen. Dafür machen wir Wohnangebote, bieten ambulante Betreuung, Schulbegleitung, Familienunterstützenden Dienst und unsere Werkstatt, in der ich arbeite. Unser Auftrag ist, Teilhabe am Arbeitsleben möglich zu machen. Das bedeutet, dass wir Menschen mit Beeinträchtigungen qualifizieren und gegebenenfalls in eine sozialversicherungspflichtige Anstellung vermitteln.

Ich selbst bin Heilerziehungspfleger, arbeite seit 2018 in der Stiftung und leite seit 2021 eine Arbeitsgruppe in der Werkstatt. Meine Aufgabe ist es, Arbeit so zu strukturieren bzw. jede Person so zu qualifizieren, dass jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten sinnvoll mitarbeiten kann. Heute arbeite ich mit neun Menschen mit Beeinträchtigung in einer Außenarbeitsgruppe bei Seloca in Rendsburg; parallel dazu produziert eine weitere Gruppe in Kiel für das Unternehmen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Seloca entstanden?

Gestartet sind wir 2021 in unserer Werkstatt in Kiel: Wir haben zunächst Kartons für Router gefaltet und bestückt. Als Seloca eine größere Halle mit Sozialräumen angemietet hatte, entstand die Idee, dass wir auch direkt vor Ort in Rendsburg arbeiten. Für Seloca ist das logistisch sinnvoll – und für uns ist es ein großer Schritt in Richtung Inklusion, weil unsere Mitarbeitenden mitten im Unternehmensalltag sind.

Was genau macht Ihr Team bei Seloca?

Wir erfassen und scannen Router, geben Passwörter ein, labeln und verpacken Glasfaser-Modems und bestücken verschiedene Karton-Formate mit den passenden Kabeln. Pro Woche packen wir rund 2.000 Boxen, in Spitzenzeiten scannen wir bis zu 4.000 Geräte.

Wir passen die Arbeit an die Fähigkeiten der Menschen an. Eine blinde Mitarbeiterin faltet Kartons, Kollegen holen ihr die passenden Kabel. Ein anderer Mitarbeiter mit starker körperlicher Einschränkung packt große Palettenkartons nach einem klaren Schema. Andere Mitarbeitende übernehmen Aufgaben, bei denen besondere Genauigkeit gefragt ist.  Für komplexere Tätigkeiten wie Computerarbeit brauchen wir Lesekompetenz. Dafür haben wir inzwischen vier PC-Arbeitsplätze. Mit Schablonen, einfachen Hilfsmitteln und klaren Abläufen machen wir Aufgaben auch für Menschen mit starken Beeinträchtigungen möglich.

Wie kommen neue Mitarbeitende  in die Außenarbeitsgruppe?

Innerhalb der Stiftung werden Arbeitsangebote mit einem Aushang bekannt gemacht und es spricht sich herum, dass es die Außenarbeitsgruppe bei Seloca gibt. Interessierte Mitarbeitende können ein Praktikum bei uns machen. Gemeinsam mit dem Sozialen Dienst prüfen wir: Passt die Person in die Gruppe und kann sie die Aufgaben erfüllen? Wenn das stimmig ist, wechselt die Person fest zu uns.

Als wir nach Rendsburg gegangen sind, sind acht Menschen aus meiner Gruppe mitgekommen. Die Arbeitsgruppe in Kiel wurde wieder mit acht neuen Mitarbeitenden aufgefüllt und produziert weiterhin für Seloca. Wir arbeiten sozusagen an zwei Standorten für denselben Partner.

Wie ist das Miteinander im Team?

Die Menschen achten sehr aufeinander. Natürlich gibt es wie überall auch Konflikte, aber auf der emotionalen Ebene können wir von Menschen mit Beeinträchtigung viel lernen. Viele unterstützen sich gegenseitig, übernehmen Wege oder Handgriffe für andere und freuen sich gemeinsam über das, was sie schaffen. Wichtig ist auch, dass die Arbeit ein sichtbares Ergebnis hat: Am Ende des Tages stehen fertige Kartons und Paletten da.

Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Seloca besonders?

Zum einen ist die Zusammenarbeit fachlich und organisatorisch fair. Anders als bei manchen anderen Aufträgen erleben wir hier eine angemessene Vergütung und keinen künstlichen Zeitdruck. Zum anderen ist da die persönliche Haltung von Geschäftsführer Matthias Künsken. Er ist regelmäßig bei uns in der Halle, spricht mit allen, lobt die Leistung und packt auch selbst mit an, wenn etwas dringend ist. Diese Wertschätzung ist für unsere Leute wichtiger als alles andere. Seloca stellt die komplette Ausstattung vor Ort – vom Aufenthaltsraum über die Küche bis hin zu kleinen Dingen, die etwa unserer blinden Mitarbeiterin die Orientierung erleichtern.

Welche Bedeutung hat die Arbeit bei Seloca für Ihr Team?

Unsere Leute erleben hier, dass ihre Arbeit gebraucht wird und sie ein sichtbares Ergebnis haben. Viele sagen mir, wie froh sie sind, hier zu arbeiten.

Gleichzeitig rückt der erste Arbeitsmarkt näher. Wir sind zwar eine Werkstatt-Außenarbeitsgruppe, aber die Mitarbeitenden arbeiten Tür an Tür in einem Unternehmen. Ein Mitarbeiter mit psychischer Erkrankung, der kognitiv voll leistungsfähig ist, könnte perspektivisch durchaus in ein reguläres Arbeitsverhältnis wechseln. Das wäre für einzelne ein riesiger Schritt, fachlich wie finanziell.

Wo sehen Sie Perspektiven für die weitere Zusammenarbeit?

Mein Wunsch wäre, dass wir noch stärker mit dem übrigen Seloca-Team zusammenwachsen – etwa durch gemeinsame Pausen und mehr Begegnung im Alltag. Momentan ist dies nicht so, da, unsere Pausen- und Arbeitszeiten anders getaktet sind.

Langfristig würde ich mich freue, wenn einzelne Mitarbeitende aus meiner Arbeitsgruppe sozialversicherungspflichtig bei Seloca angestellt werden könnten. Und dass wir die Zusammenarbeit weiter ausbauen, denn die Basis aus Vertrauen, Fairness und echter Wertschätzung ist da. Für unsere Mitarbeitenden bedeutet das: geregelte Arbeit, klare Aufgaben und das Gefühl, wirklich dazuzugehören.