18. Dezember 2025 sysadmin

„Seloca bietet uns anspruchsvolle Arbeit und eine verlässliche Partnerschaft“ Lebenshilfewerk Neumünster im Gespräch

Seit mehreren Jahren arbeitet die Seloca GmbH mit der Lebenshilfewerk Neumünster GmbH (LHW) zusammen. In der Werkstatt des LHW bereiten Menschen mit Behinderung Router-Zubehör für Seloca auf – Woche für Woche in beachtlichen Stückzahlen. Die Zusammenarbeit schafft nicht nur sichere Arbeit und Struktur, sondern steht auch für gelebte Nachhaltigkeit. Über die Kooperation berichtet Kristina Daßau, verantwortliche Gruppenleiterin.

Was ist das Lebenshilfewerk Neumünster und für wen sind Sie da?

Das Lebenshilfe Neumünster gibt es seit Anfang der 1960er-Jahre, ursprünglich als Elterninitiative. 1973 entstand die Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Hauptstandort in der Rügenstraße. 1991 wurde die GmbH als Träger unserer Angebote gegründet. Heute sind wir ein sogenannter Komplexträger: Wir bieten Menschen mit Behinderung in vielen Lebensbereichen passende Angebote von der Kindheit über das Erwachsenenalter bis zum Seniorenalter.

In unseren Werkstätten arbeiten aktuell 310 Menschen mit Behinderung an mehreren Standorten. Es gibt Produktionsgruppen, eine Tischlerei, Schlosserei, Lagerlogistik, die sog.  Entlackung, die Küche und Hauswirtschaft, eine große Gärtnerei und spezialisierte Angebote für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Dazu kommen Wohnangebote, eine Tagesförderstätte, drei inklusive Kindergärten sowie Frühförderung und ein Pflegedienst.

Frau Daßau, was genau macht Ihr Produktionsteam für Seloca?

Ich bin Heilerziehungspflegerin und leite seit 2023 das Produktionsteam 4, das den dauerhaften Auftrag von Seloca bearbeitet. Mit Seloca arbeiten wir bereits seit neun Jahren zusammen, also kurz nach der Gründung. Insgesamt betreuen meine Kollegin und ich 24 Menschen mit Beeinträchtigung. Seit einigen Jahren bereiten wir für Seloca das komplette Zubehör von Routern auf: Netzteile, DSL-Kabel, LAN- und Glasfaserkabel. Früher war das eine eigene „Kabelgruppe“, mit der Zeit ist daraus unser Dauerauftrag geworden. 2023 haben wir zusätzlich die Dekonfektionierung der Router übernommen. Bis dahin war das in einem anderen Team angesiedelt – wir haben die Prozesse gebündelt und effizienter gestaltet. Für viele unserer Beschäftigten ist das „der Seloca-Auftrag“. Damit identifizieren sie sich sehr stark.

Wie läuft die Arbeit konkret ab?

Wenn Ware von Seloca kommt, wird zunächst sortiert: Router, Netzteile und Kabel werden getrennt und nach Typen geordnet, zum Beispiel nach Kabelart oder Amperestärke der Netzteile.

Danach folgen mehrere Arbeitsschritte:

 

  • Funktionstest der Netzteile: Stecker in die Steckdose, Anschluss an ein Testgerät, Kontrolle, ob alles läuft.
  • Reinigung: Viele Geräte kommen so zurück, wie sie zuhause genutzt wurden – mit Staub oder Farbresten. Wir reinigen sie oder sortieren gegebenenfalls aus.
  • Wickeln nach Vorgabe: Netzteile und Kabel werden auf speziell entwickelten Vorrichtungen aus unserer eigenen Tischlerei und Schlosserei von den Beschäftigten gewickelt, damit sie immer gleich aussehen.

Im Durchschnitt laufen bei uns rund 2.000 Router pro Woche durch – plus das gesamte Zubehör.

Welche Menschen arbeiten in Ihrem Team – und welche Anforderungen stellt die Arbeit?

Das Alter in der Gruppe reicht vom 16-jährigen Berufsanfänger bis zum 60-jährigen Beschäftigten, der schon lange bei uns arbeitet. In der Gruppe haben wir Menschen mit Lern- und geistigen Behinderungen sowie mit psychischen Erkrankungen. Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen oder ausgeprägten Sehbehinderungen können wir in diesem speziellen Bereich leider nicht beschäftigen, weil die Tätigkeit sehr feinmotorisch und visuell geprägt ist. Das heißt: Man muss sehen, ob eine Kontrolllampe leuchtet, ob ein Netzteil sauber ist und ob etwas ordentlich gewickelt wurde.

Die Arbeit ist durchaus anspruchsvoll: Unsere Beschäftigten müssen zählen, Mengen prüfen, zwischen verschiedenen Typen unterscheiden und selbst entscheiden, ob ein Teil in Ordnung ist oder in den Ausschuss gehört. Das ist mehr als nur „ein bisschen Verpackung“ – und genau das macht die Arbeit für viele so attraktiv.

Welche Rolle spielt Struktur für Ihre Beschäftigten?

Struktur ist enorm wichtig. Früher, mit wechselnden Kunden, war es oft so: mal viel Arbeit, mal nichts, zwischendurch Lücken, die irgendwie gefüllt werden mussten. Unsere Beschäftigten mögen klare und immer wiederkehrende Abläufe.

Mit Seloca haben wir einen festen Liefertag pro Woche. Wir wissen, wann Paletten abgeholt und wann neue gebracht werden. Wir können planen, wie viele Paletten wir pro Tag schaffen und wie die Woche aussieht. Das gibt Sicherheit und Orientierung. Außerdem sorgt der Dauerauftrag dafür, dass wir nicht in einen Leerlauf rutschen – wir haben immer sinnvolle Arbeit.

Was unterscheidet aus Ihrer Sicht die Zusammenarbeit mit Seloca von anderen Auftraggebern?

Zum einen die Kommunikation: Wir haben kurze Wege zu Matthias Künsken, dem Seloca-Geschäftsführer, und zu seinen Teams in Logistik und Technik. Wenn ich eine E-Mail schreibe, bekomme ich zuverlässig und schnell eine Rückmeldung. Wenn sich eine Spedition verspätet, werden wir informiert. Wenn neue Aufgaben im Raum stehen, werden wir frühzeitig eingebunden.
Zum anderen die Flexibilität und Fairness: Es gibt eine grobe Vereinbarung, zum Beispiel, wie viele Paletten wir pro Woche schaffen sollten. Wenn durch Urlaub oder Krankheit die Besetzung einmal sehr dünn ist, finden wir gemeinsam Lösungen. Matthias Künsken sagt dann eher: „Schickt eine Teillieferung, wir kommen damit klar“, statt Druck aufzubauen.
Und drittens die langfristige Perspektive: Seloca ist für uns ein verlässlicher Partner in einem zukunftsfesten Bereich. Die Digitalisierung schreitet voran, so dass der Bedarf an Refurbishing und Zubehöraufbereitung nicht von heute auf morgen verschwinden wird. Diese Verlässlichkeit ist für eine Werkstatt ein großer Wert.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in diesem Auftrag – und wie erleben Ihre Beschäftigten das?

Früher wurden Router und Zubehör in vielen Fällen einfach entsorgt. Heute können wir – je nach Charge – rund 80 bis 85 Prozent des Zubehörs retten und wieder in den Kreislauf bringen. Wir vermeiden also ganz konkret Müll. Dessen sind sich unsere Beschäftigten sehr bewusst. Wenn wir etwas aussortieren müssen, werde ich oft gefragt: „Meinst du wirklich, dass das weg muss? Können wir das nicht noch sauber machen?“ Da ist viel Verantwortungsgefühl da. Die Menschen merken: Unsere Arbeit bewirkt etwas – für die Umwelt und für die Ressourcenschonung. Das macht stolz.

Wenn Sie nach vorn schauen: Welche Perspektiven sehen Sie für die Zusammenarbeit mit Seloca?

Ein interessantes Thema ist für uns die technische Prüfung und Aufbereitung von Routern. Darüber sind wir mit Seloca im Gespräch. Das würde unsere Arbeitsplätze fachlich noch einmal aufwerten: Router an Laptops anschließen, Testläufe durchführen, Ergebnisse dokumentieren. Gleichzeitig ist uns die Stabilität der Partnerschaft wichtig. Es ist für Werkstätten immer schwierig, wenn ein großer Auftrag plötzlich wegfällt. Bei Seloca erleben wir ein Unternehmen, das wächst, gut aufgestellt ist und klar signalisiert: „Dieses Geschäftsfeld bleibt.“ Das gibt uns Sicherheit und lässt uns gerne darüber nachdenken, wie wir die Zusammenarbeit weiter ausbauen können.